Moderne Kunst – oder was?

Erotic Art Exhibition Program20. April 2022
Ellen hat beschlossen nach London zu fliegen, weil Veronica, eine Freundin von ihr, dort in der EAL 2022 (Erotic Art London) einige ihrer Werke ausstellt. Die Ausstellung findet im Bargehouse, OXO Tower Wharf, London, SE1 9PH vom 29. April bis 1. Mai statt. Es wird leider etwas knapp denn Ellen fliegt erst am Donnerstag den 28. April vormittags nach London um sich vor der Ausstellung noch mit Olga, einer anderen Freundin, zu treffen. Die Ausstellung macht nämlich erst um 18:00 auf und sie muß danach noch mit dem Zug nach Littlehampton, weil wir am nächsten Morgen (Freitag) schon um 7:00 nach Dover losfahren müssen, denn Samstag abend, spätestens aber am Sonntag müssen wir in München sein.

Ich fahre diesmal nicht nach London, aber ich war schon öfter mal zu einem Tagesausflug von Littlehampton aus da und ich war immer wieder begeistert vom bunten Treiben und dem Leben in der Stadt und den vielen Sehenswürdigkeiten, zu denen auch unzählige Museen zählen, wie etwa das Tate Modern (Tate Museum für moderne Kunst).  Das Tate Modern ist auch weltweit gesehen eines der renomiertesten Museen für moderne Kunst. Dort war ich einmal im Februar 2015 und ich muß sagen, dieses Museum hat mich in der Tat sehr beindruckt.

Das Tate Modern ist ein eindrucksvolles Gebäude mit viel Platz für moderne Kunst, obwohl dieser in der City of London unbezahlbar ist. Viele der Exponate sind, wenn überhaupt, dann zumindest nicht ganz einfach zu verstehen. Hier bin ich unter anderem auf ein Werk des göttlichen Cy Twombly gestoßen, das mir sofort, allein schon wegen seiner schieren Größe, aufgefallen ist. Dieses Werk dieses zweifellos begnadeten Ausnahmekünstlers erschließt sich einem Laien wie mir allerdings nicht auf Anhieb. Sicherlich ist ein langjähriges intensives Kunststudium Grundvoraussetzung, um sich so einem Werk auch nur vorsichtig annähern zu können. Inzwischen mußte ich zur Kenntnis nehmen, daß es sich hier um das „größte Werk in Cy Twomblys legendärer Bacchus – Reihe“ handelt. Das „größte“ bezieht sich wohl mehr auf die physischen Dimensionen (mit einer Höhe von über 3,25 m Höhe und einer Breite von ca 5 m) als auf die künstlerische Bedeutung – aber mir fehlt das bereits erwähnte langjährige intensive Kunststudium, um das beurteilen zu können. Die zwischen 2003 und 2008 entstandene Bacchus-Serie markiert den Höhepunkt von Twomblys 50-jähriger malerischer Praxis. Er hat einen Pinsel mit roter Farbe an eine lange Stange gebunden und so diese einzigartigen unsterblichen Werke geschaffen. „Untitled“ (wie sollte man so etwas auch betiteln), das größte Exemplar dieser Serie aus dem Jahr 2005 wurde am 15. November 2017 bei Christie’s in New York angeboten und für die unglaubliche Summe von 46.437.500 USD (in Worten: über 46  Milionen) versteigert. Wahrlich ein Schnäppchen. Angesichts solcher Zahlen kann man schon verstehen, daß Cy Twombly einmal zu Nicholas Serota, einem ehemaligen Direktor des London Tate Modern sagte: „Ich genieße es jetzt wirklich, im Atelier zu sein“.
So bleibt einem Laien wie mir nichts anderes übrig als sich in Demut zu verneigen ob des übergroßen Glückes, ein solches Werk mit den eigenen Augen betrachtet haben zu dürfen.
Der Interessierte kann im Internet mehr darüber lesen, z.B. auf der Website von Christies unter:
https://www-christies-com.translate.goog/features/Twombly-Circle-of-Fire-8684-1.aspx?_x_tr_sl=en&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=de&_x_tr_pto=sc

Es gibt viele moderne Künstler deren Werk mir wirklich gefällt. Ich glaube aber, daß einige von ihnen, sobald sie einen Namen haben, vermehrt Müll und Unrat produzieren und das als Kunst deklarieren. In der Kunstszene gibt es dann auch einen engen Kreis namhafter Experten und Kritiker, die dies dann als außergewöhnliche Kunst bezeichnen und sowohl dem Künstler als auch dessen Werk eine nie dagewesene Genialität bescheinigen und über den grünen Klee loben. Und dann gibt es auch genügend Leute und Institutionen, die so etwas zu horrenden Preisen erwerben, manchmal auch mit dem Geld des Steuerzahlers. Dieses ganze System wurde unter anderen auch von Ephraim Kishon (Holocaustüberlebender, in 2005 im Alter von 80 Jahren verstorben) als Kunstmaffia bezeichnet. Wen wunderts?

Positiv zu vermerken ist, daß ich im ganzen Museum keine Spur von Beuys gefunden habe, weder ausrangierte Leichentische noch Müll mit ranziger Butter in einer Ecke oder irgendetwas anderes was auf sein Schaffen hingedeutet hätte. Apropos Joseph Beuys: Das ist zum Beispiel ein Künstler, zu dessen Werk ich seit jeher ein schwieriges, oder besser gesagt, gar kein Verhältnis aufbauen konnte. Wie auch bei anderen modernen Künstlern bin ich besonders bei ihm absolut überzeugt, daß er sein Publikum verarscht und dafür eine Menge Kohle einschiebt, bzw. eingeschoben hat. Auf der anderen Seite muß man wohl sagen, daß es schon eine gewisse Kunst darstellt, dieses Geschäftsmodell so konsequent durchzuziehen, das ja nicht funktionieren würde wenn sich niemand derart verarschen ließe. Da ich aber nicht über das bereits mehrmals erwähnte langjährige intensive Kunststudium verfüge, sehe ich das möglicherweise nicht ganz richtig. Ich weiß aber, daß ich mit meiner Meinung nicht ganz alleine dastehe. Zu meiner Genugtuung möchte ich euch empfehlen „Picassos Süße Rache“ von Ephraim Kishon  zu lesen, woraus ich ein paar Zeilen zitieren möchte.

Es sei erwähnt, dass Ephraim Kishon kein Laie auf dem Gebiet der Kunst war. Zum einen hat Kishon eine Lehre zum Goldschmied gemacht, zum anderen ist er diplomierter Metallbildhauer und Kunsthistoriker. Siehe http://www.ephraimkishon.de/Picassokishausschnitt.htm.

Zitat aus „Picassos süße Rache“ von Ephraim Kishon, (Langen Müller Verlag, 1995)

Mit letzter Kraft erreiche ich Joseph Beuys´ Plastisches Prinzip… Jawohl, das ist das unsterbliche Werk des größten Künstlers unseres Jahrhunderts, wie das amerikanische »Time Magazin« verlauten ließ. Die euklidische Botschaft seines kunstobjektivischen Kunstdenkens ist kristallklar. Aber für die wenigen Begriffsstutzigen, die die epochale Bedeutung von J.B. noch nicht in vollem Umfang erfasst haben sollten, bin ich gerne bereit, das Rednerpult dem Künstler selbst zu überlassen. J.B. pflegte sein künstlerisches Credo mit den einfachen Worten eines einfachen Menschen auszudrücken.

Ich bitte den Leser von Zeit zu Zeit auf das abgebildete Meisterwerk von Beuys zu schielen, da sonst J.B.s kristallklare Thesen nicht vollständig verständlich werden.

Joseph Beuys:

»Das plastische Prinzip ist eine Kräftekonstellation, die sich aus mehreren Begriffen zusammensetzt, aber hauptsächlich aus den dreien von unbestimmten, chaotischen, ungerichteten Energien und einem kristallinen Formprinzip aus sehr polaren Beziehungen und einem vermittelnden Bewegungsprinzip. Und wenn man es überträgt auf den Menschen, ist das psychologisch gar nicht anders als dieser rein emotionelle Wille, der emotionalen ungerichteten Aktionismus betreibt, ein gefühlsmäßig emotionales Bewegungsprinzip und ein rein formell auskristallisiertes abstraktes Theoretikertum.«

Das auskristallisierte Theoretikertum ist natürlich der blühendste Unsinn, den das menschliche Gehirn erzeugen kann, es klingt wie eine Eigenparodie und spiegelt Beuys‘ Geringschätzung seiner Anhänger wider. Anscheinend bin ich aber der einzige Kunsthistoriker, der ihn nicht versteht.

Zitat Ende

Josepf Beuys‘ plastisches Prinzip muß man sich wirklich genüßlich auf der Zunge zergehen lassen. Man braucht es nicht zu verstehen um zu merken daß das ein ausgemachter Blödsinn ist.
Aber Dank Ephraim Kishon weiß ich nun zumindest, daß sogar das inzwischen so oft erwähnte langjährige intensive Kunststudium mir bei Beuys vermutlich auch nicht weitergeholfen hätte. Ich hoffe, nein ich bin davon überzeugt, daß die Exponate in der Erotic Art Exhibition, die Ellen besucht, lehrreicher sind und leichter verständlich. Ein langjähriges intensives Kunststudium ist dafür vermutlich auch nicht nötig, gleichwohl es auch dort sicherlich hilfreich sein mag.

4 Kommentare
  1. Klaas
    Klaas sagte:

    Sooo schade, Du hättest GANZ gerne ein sehr langjähriges intensives Kunststudium gemacht um endlich diese ineinander greifende einigermaßen spiralformige rote Linien zu verstehen :-))
    Übrigens, beim Verkaufspreis hast du 2 zahlen verwechselt, mal 46 und mal 64.
    Was auch immer, als Trennwand zwischen 2 streitende Nachbarn reicht diese Zaun bestimmt !

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